Montag, 20. November 2006

aufgabe 5 :: historicum.net

hp_historicum
Aufbau und Angebot von historicum.net

Wie Clio-online will auch historicum.net HistorikerInnen den Zugang zu wissenschaftlichen Internet-Angeboten ermöglichen. Während sich Clio jedoch – zumindest strukturell – keine thematischen Grenzen in der Ressourcen-Aufnahme gesetzt hat, bedient historicum.net mit seinen inhaltlichen Schwerpunkten ein deutlich klarer definiertes Feld. Darüber hinaus versteht sich die Seite nicht nur als Sammlung spezifischer Links, sondern bietet in ihrem thematisch geordneten Unterbereich mehr oder weniger ausführliche interne Einführungstexte an. Sie ist bis auf wenige zwei-sprachige Subkategorien nur auf Deutsch zugänglich und befasst sich vornehmlich mit europäischer Geschichte.

Aus dem 1999 von der Ludwig-Maximilians Universität München und der Bayrischen Staatsbibliothek initiierten Nukleus Server Frühre Neuzeit heraus entstanden, ist die zentrale Koordination des Projekt seit 2004 an der Universität Köln verankert. Die einzelnen Fachportale sind ‚outgesourct’ (sie werden von ehrenamtlichen und autonomen RedakteurInnen betreut), aber unter dem einheitlichen Layout und Aufbau der Seite versammelt. Institutionen aber auch Einzelpersonen werden zur Mitarbeit aufgefordert, Kooperationsgespräche mit den verantwortlichen Kontaktpersonen gerne geführt - der Eindruck einer verhältnismäßig offenen und flexiblen Informationsschnittstelle herrscht vor.

Im Menüpunkt Über uns finden sich nicht nur Impressum und Kontaktadressen, sondern auch einführende FAQ’s, technischer support, die Möglichkeit den Newsletter zu abonnieren, ein ausführlicher Pressebereich mit in diversen Medien erschienenen Rezensionen und eine Liste der Förderer und Partner (darunter die Deutsche Forschungsgemeinschaft, H-Soz-u-Kult, sowie die historischen Institute der Universitäten Köln, München, Tübingen und Trier).

Das Informationsangebot der Seite ist in die Punkte
  • Themen
  • Länder
  • Lehren & Lernen
  • sowie Recherche
gegliedert.

Unter Themen stehen derzeit 15 Bereiche zur Auswahl, die etwas eklektisch Biographisches (Napoleon), spezifische Ereignisse (Schwabenkrieg) wie auch relativ breit angelegte Gebiete (Jüdische Geschichte 1500-1800) umfassen. Der zeitliche Schwerpunkt liegt im Moment entstehungsgeschichtlich bedingt noch auf der Frühen Neuzeit, das Portal ist aber deutlich darum bemüht, seinen zeitlichen Rahmen auszuweiten – so finden sich bereits die Thematiken Internationale Geschichte, Risorgimento, Bombenkrieg und der aktuellste Zuwachs: Zwangsarbeit in der Region Rhein-Erft-Rur.

Trotz der vergleichbaren Grundstruktur, mittels derer die einzelnen Themenportale die zugängliche Information aufbereiten, differieren sowohl die gewählten Herangehensweisen, wie auch der quantitative Umfang beträchtlich. Ein Einführungstext ist überall vorhanden, teils als längerer wissenschaftlicher Artikel, teils als kurze, blitzlichthafte Vorstellung diverser Teilaspekte. [Ersterer verdient uU nicht die Bezeichnung ‚webgerecht’, mir persönlich scheint aber ein konsistenter Syntheseversuch hilfreicher, als aus drei Sätzen bestehende Informationshappen.]
Eine Bibliographie fehlt nur dort, wo in den Links auf eine Literatursammlung hingewiesen wird. Alles Weitere wurde den FachbetreuerInnen überlassen – mit dem Resultat eines sehr heterogenen Angebots, in dem man je nach persönlichem Geschmack die postmoderne Vielfalt schätzen, bzw. die fehlende Einheitlichkeit monieren kann.

Das Portal zu Hexenforschung (eines der contentreichsten) offeriert z.B.:
  • eine Sammlung weiterführender Texte aus verschiedenen Publikationen (online und gedruckt)
  • ein Lexikon
  • Text- und Bildquellen
  • eine Mailingliste
  • Links (die leider nicht für jede Thematik zugänglich gemacht wurden)
  • sowie eine Zeitleiste.
In manchen Bereichen finden sich Tagungsberichte, Biographien, Artikel zum Forschungsstand, Rezensionen, Statistiken und eine Auswahl jener WissenschafterInnen, die sich mit der Thematik auseinandersetzen.

Aus der Reihe fällt lediglich der spannende Unterpunkt Klassiker der Geschichtswissenschaften, indem er de facto ein Biographisches Lexikon berühmter Historiker zugänglich macht.

Die elf – zum Teil vom Herder-Institut betreuten – Länderportale verzichten auf interne Einführungsbereiche und stellen primär eine Linksammlung dar. Eingeteilt in Epochen und zum Teil auch in Thematiken und Regionen bieten sie Verweise auf Literatur, Quellensammlungen, Institutionen, Forschungsprojekte, Karten, Fachzeitschriften, Rezensionen und Portale.

Lehren & Lernen stellt zwei seiteninterne Einführungen (Arbeiten mit Archiven, Computer im Geschichtsunterricht) zur Verfügung, sowie eine Sammlung diverser online-Tutorien zu Arbeitstechniken, historischen Hilfswissenschaften und Teilbereichen der Geschichtswissenschaft. Ein großer Bereich ist dem Geschichtsunterricht gewidmet, mit einer umfangreichen Bibliographie zur Fachdidaktik sowie Links zur internetgestützten Lehre.

Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben wurde für jene, deren Forschungsgebiet auf historicum.net nicht repräsentiert ist, unter Recherche eine überschaubare Auswahl an wichtigen Verknüpfungen zu Onlinekatalogen, Nachschlagewerken, Fachzeitschriften, Institutionen und Portalen zur weiterführenden Suche zusammengestellt. Nicht der Platz um einen direkten Verweis auf eine bestimmte Spezialdatenbank zu finden, eröffnet der Bereich jedoch den Zugang zu Seiten auf denen dies sehr wohl möglich ist.

Zwei weitere Projekte stehen mit historicum.net in Verbindung:
  • die drei mal jährlich erscheinende Online-Zeitschrift zeitenblicke.de, die sich jeweils mit einem Schwerpunkt auseinandersetzt (die letzte Ausgabe beschäftigt sich etwa mit der Religionsgeschichte der frühen Neuzeit)
  • sowie sehepunkte.de, ein ein-monatliches Rezensions-Journal.
Beide sind durchsuchbar und kostenlos zu beziehen.

Historicum.net ist eindeutig nicht nur an ein forschendes Fachpublikum gerichtet, sondern vor allem auch an Studierende und interessierte Laien, die sich kompakt mit einer Thematik vertraut machen wollen. Das schlägt sich nicht nur in den verständlichen Einführungsartikeln nieder, sondern ebenso in der ausgedehnten Sammlung didaktischer Links. Gerade dieser Bereich verdient besondere Beachtung und ist vermutlich jener Punkt, der die Seite von anderen Fachportalen am stärksten abhebt.

Ohne Zweifel erfüllt historicum.net durchwegs wissenschaftlich Standards; die zum Teil ins marktschreierische abgleitenden Eigenbeschreibungen (das „anerkannte Fachportal für Historiker im Internet schlechthin“) sind in Anbetracht seiner übersichtlichen Gliederung und der Ernsthaftigkeit, mit der versucht wurde, die Informationen gut strukturiert für einen leichten Zugriff aufzuarbeiten, verzeihbar. Letztendlich stellt die Seite aber vor allem das Versprechen eines kontinuierlich von statten gehenden Ausbaus der angebotenen Themen dar. In seiner jetzigen Form deckt es nur sehr beschränkte, etwas wahllos zusammengestellte Teilbereiche ab - manche davon äußerst qualitätsvoll, mache eher kursorisch.
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