AUFGABE 1b :: LV-Einheit vom 19.10.06
In der LV-Einheit aufgestellte Thesen:
Das im 19. Jahrhundert ausgebildete hierarchische, institutionalisierte und standardisierte System der (universitären) Wissensproduktion hat spätestens seit dem 2. Weltkrieg fundamentale Änderungen erfahren.
Die von Foucault als repressiv bewerteten wissenschaftlichen Diskurse sind für ihn durch eine Reihe ausgrenzender Mechanismen strukturiert, darunter die Verknappung der sprechenden Subjekte, die Monopolisierung von Information, ihre Abgeschlossenheit und die stetigen Versuche Kontrolle über das Unkontrollierbare auszuüben. All diese Instrumentarien scheinen mit im Internet wenn auch nicht vollständig außer Kraft gesetzt, so doch aufgeweicht. Wenn das Internet schon kein hierarchiefreier Raum ist, ist es zumindest auch kein hegemonialer.
Ohne also die vom demokratiepolitischen Standpunkt aus gesehen positive Rolle des Internets schmälern zu wollen, ist diese Rolle dennoch eine begrenzte. So wenig der offene Hochschulzugang alleine zur völligen Wahlfreiheit unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund geführt hat, sowenig scheint mir das Internet alleine dazu fähig, eine grundlegende Änderung in der Distribution von Wissenskapital nach sich zu ziehen. 90 Prozent der InternetnutzerInnen leben in Industrienationen; in ‚Schwellenländern’ haben vorwiegend die oberen Einkommensschichten die Möglichkeit der Partizipation, und wie die momentan in den Vereinigten Staaten stattfindende Diskussion zur „Net Neutrality“ dokumentiert, zeigen sich auch schon im Zentrum Tendenzen, die vorgebliche Gleichheit im Netz zu beschneiden.
Die teilweise vorgebrachte fast messianische Stilisierung des Internets als für alle zugänglichen und von allen veränderbaren Platz der Schaffung und Bearbeitung von Wissen ist im besten Falle übertrieben. Die Teilnahme an diesem Ort ist an Fähigkeiten und Kapitalien gebunden, die der Ort selbst nicht vollständig zur Verfügung stellen kann.
Überlegungen zur AutorInnenschaft: In den theoretischen Debatten zu wenig versiert, um einen substantiellen Beitrag zur Thematik liefern zu können, verweise ich dankbar auf den link einer Kollegin
… und merke an, dass Kollektivierung der Arbeitsweise und Vervielfältigung der sprechenden Subjekte im Internet zumindest ein effektives Hilfsmittel finden könnten. Der Wissenschaftsbetrieb im Moment scheint mir jedoch weder vom postmodernem Tod der AutorIn noch von der kollektiven Erarbeitung von Wissen geprägt.
Das im 19. Jahrhundert ausgebildete hierarchische, institutionalisierte und standardisierte System der (universitären) Wissensproduktion hat spätestens seit dem 2. Weltkrieg fundamentale Änderungen erfahren.
- Der freie Universitätszugang verbreitert die Basis der potentiellen TeilnehmerInnen
- Die Quantität der medialen Verbreitung nimmt exponential zu (und differenziert sich aus).
- Der Wissenschaftsjournalismus übernimmt die Vermittlung zur nicht in die Institutionen eingebundenen Öffentlichkeit und schafft damit die Voraussetzungen für die Erosion des bevorzugten Status der WissenschafterIn.
- …ermöglicht vormals Ausgeschlossenen Teilnahme und Teilhabe an Wissen(sproduktion)
- Die anti-lineare Struktur des webs fordert und fördert Vernetzung, sowie Wahlfreiheit.
- Kommunikationskanäle verlieren ihre eindeutige Nachvollziehbarkeit und damit Überwachbarkeit. Das resultiert in der Verbreitung zum Teil unzuverlässigen Wissens, senkt aber gleichzeitig den Einflussradius der Kontrollinstanzen.
- Die Möglichkeit auszuwählen, welches Wissen aneignungswert ist und welches nicht, führt zu einer Entmachtung der AutorIn.
Die von Foucault als repressiv bewerteten wissenschaftlichen Diskurse sind für ihn durch eine Reihe ausgrenzender Mechanismen strukturiert, darunter die Verknappung der sprechenden Subjekte, die Monopolisierung von Information, ihre Abgeschlossenheit und die stetigen Versuche Kontrolle über das Unkontrollierbare auszuüben. All diese Instrumentarien scheinen mit im Internet wenn auch nicht vollständig außer Kraft gesetzt, so doch aufgeweicht. Wenn das Internet schon kein hierarchiefreier Raum ist, ist es zumindest auch kein hegemonialer.
Ohne also die vom demokratiepolitischen Standpunkt aus gesehen positive Rolle des Internets schmälern zu wollen, ist diese Rolle dennoch eine begrenzte. So wenig der offene Hochschulzugang alleine zur völligen Wahlfreiheit unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund geführt hat, sowenig scheint mir das Internet alleine dazu fähig, eine grundlegende Änderung in der Distribution von Wissenskapital nach sich zu ziehen. 90 Prozent der InternetnutzerInnen leben in Industrienationen; in ‚Schwellenländern’ haben vorwiegend die oberen Einkommensschichten die Möglichkeit der Partizipation, und wie die momentan in den Vereinigten Staaten stattfindende Diskussion zur „Net Neutrality“ dokumentiert, zeigen sich auch schon im Zentrum Tendenzen, die vorgebliche Gleichheit im Netz zu beschneiden.
Die teilweise vorgebrachte fast messianische Stilisierung des Internets als für alle zugänglichen und von allen veränderbaren Platz der Schaffung und Bearbeitung von Wissen ist im besten Falle übertrieben. Die Teilnahme an diesem Ort ist an Fähigkeiten und Kapitalien gebunden, die der Ort selbst nicht vollständig zur Verfügung stellen kann.
Überlegungen zur AutorInnenschaft: In den theoretischen Debatten zu wenig versiert, um einen substantiellen Beitrag zur Thematik liefern zu können, verweise ich dankbar auf den link einer Kollegin
… und merke an, dass Kollektivierung der Arbeitsweise und Vervielfältigung der sprechenden Subjekte im Internet zumindest ein effektives Hilfsmittel finden könnten. Der Wissenschaftsbetrieb im Moment scheint mir jedoch weder vom postmodernem Tod der AutorIn noch von der kollektiven Erarbeitung von Wissen geprägt.
tanja jenni - 23. Okt, 13:33 m4 aufgaben